Diskussionsveranstaltung – Dienstag, 26.Juli 2022, 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich- Naumann- Straße 7
Wie können wir uns die aktuelle Situation, in der die Krise durch die
Pandemie durch eine kriegsbedingte Krise abgelöst wird, erklären? Gibt
es Gemeinsamkeiten und verbindende Elemente oder haben wir es mit zwei
völlig unabhängigen Ereignissen zu tun, die – unser Pech – einfach
zufällig so unmittelbar aufeinander folgen?
Mit der Schockstrategie in den globalen Langzeit-Notstand?
Naomi Klein hat 2007 mit ihrem Buch „Die Schockstrategie“ das
idealtypische Vorgehen und real-grausame Umsetzung der Vorstellungen
einer freien Marktwirtschaft des Wirtschafts“wissenschaftlers“ Milton
Friedman dargestellt. Die Grundzüge der Schockstrategie sind schnell
erklärt:
Friedman entwickelte mit dem Monetarismus die Idee eines freien
Marktes, der durch staatliche Einflüsse in seiner Entfaltung gestört
würde. Im Umkehrschluss war also zur Umsetzung dieser Idee ein Rückbau
staatlicher Strukturen notwendig. Um die dem freien Markt
entgegenstehenden demokratischen Hürden ohne gesellschaftspolitische
Diskussion überwinden zu können, stellte Friedman die Bedeutung von
Krisen und deren geschicktes Ausnutzen in den Mittelpunkt seiner
Überlegungen. Er ging dabei von folgender Annahme aus (s. N. Klein, S. 32):
§ In Krisensituationen (Krieg, Seuchen, Naturkatastrophen) befindet sich
die Bevölkerung in einem Schockzustand
§ Dadurch ist sie unfähig, sich gegen Maßnahmen, die in diesen
Situationen eingeführt werden, zu wehren.
Zur Umsetzung eines „wirklich freien“ Marktgeschehens erachtete er…
§ die Beseitigung der öffentlichen Sphäre,
§ die Deregulierung des Staates
§ der Ausbau von Überwachungsmechanismen
§ die Einschränkung bürgerlicher Freiheiten und
§ das Herunterfahren von Sozialleistungen auf weniger als ein notwendiges
Minimum
…als geeignete Ziele (N. Klein, S. 29).
Auftretende Krisensituationen sollten dazu genutzt werden, so Friedman,
diese Veränderungen, also den Abbau demokratischer Grundrechte und den
Ausbau technokratischer Strukturen, mit wenig Gegenwehr durchzusetzen.
Als bedeutsam für den Erfolg der Durchsetzung formulierte er, dass diese…
§ schnell
§ plötzlich
§ mit großer Bandbreite eingeführt und durch
§ rasche Verstetigung (durch entsprechende Gesetze) unumkehrbar gemacht
werden. (N. Klein, S 18)
Klein zeigt in ihrem Buch (Die Schockstrategie, 2007) zahlreiche
schreckliche Beispiele der Umsetzung dieser wissenschaftsbasierten
Umstrukturierung von Gesellschaften auf: angefangen beim Militärputsch
in Chile über Südafrika, Russland bis Süd-Ost-Asien, aber auch Ansätze
in den USA, z.B. nach dem verheerenden Wirbelsturm „Cathrina“.
Heute scheinen wir in der „think big“-Variante der Schockstrategie
angekommen zu sein: Nicht mehr einzelne Staaten werden umgekrempelt,
nein, dieses Mal ist es gleich die ganze Welt. Und ob die Gelegenheit in
Form des Corona-Virus nun von selbst gekommen oder gezielt herbeigeführt
worden ist (wie es in „Weiterentwicklung“ der Schockstrategie auf einem
Kongress von IWF und Weltbank im Jahr 1993 von John Williamson
vorgeschlagen wurde (natürlich damals ganz allgemein und nicht auf
Corona bezogen (s. Klein, S. 352), ist mittlerweile egal.
(Wobei einiges für die offiziell als völlig abwegig verachtete Labor-Hypothese
spricht, s. Mühlhauser 2021 „Wissenschaftsleugnung“:
https://www.ebm-netzwerk.de/de/medien/pdf/ebm-10_21_kvh-journal_wissenschaftsleugnung.pdf
und Thacker 2021 „The covid-19 lab leak hypothesis: did the media fall
victim to a misinformation campaign?“
https://www.bmj.com/content/bmj/374/bmj.n1656.full.pdf
Sichtbar geworden ist: die Pandemie wurde weidlich ausgenutzt, um
weltweit weitreichende Verschlechterungen des Lebens und genau die o.g.
Ziele durchzusetzen. Und wie prognostiziert: Ohne nennenswerte
Gegenwehr, bzw. ohne medial abgebildete Gegenwehr.
Auf die Frage „Warum ausgerechnet jetzt?“ versucht Fabio Vighi mit
seinen Texten zu den Hintergründen der aktuellen Krise oder besser
gesagt: zur eigentlichen Krise, hinzuweisen (s. dazu unseren Text „Brave
new year“ vom 20.01.2022 oder die Originaltetxte von Vighi auf
https://thephilosophicalsalon.com/author/fabiovighi/ ). Er vertritt die
These, dass die Lockdowns nicht entgegen den Bedürfnissen der Wirtschaft
durchgesetzt worden sind, sondern – au contraire – zu deren Nutzen und
Stabilisierung.
Die Thematisierung dieser hinter der Krisenpolitik stehenden Logik
ermöglicht es, die Corona-Krise mit dem Krieg in der Ukraine zu
verbinden (s. „Who needs friends with enemies like these?“ auf
https://thephilosophicalsalon.com/from-covid-19-to-putin-22-who-needs-friends-with-enemies-like-these/
/Wie können wir die momentane Situation analysieren, welche Überlegungen würden uns dabei helfen, mehr und besser zu verstehen und was können wir diesen Entwicklungen entgegensetzen? Mit diesen Fragen wollen wir uns in unserer nächsten Veranstaltung am 26.07.2022 beschäftigen./