
…aus dem Film Zwölf Stühle von Ulrike Ottinger (2004)
Zurückliegend: Veranstaltung vom 24.11.2017
Zogen Kreuzfahrer einst in die Fremde, um dort ihr Glück (sprich: vor allem Beute) zu suchen, so ziehen Kreuzfahrer heute über’s Meer, um… ja, was eigentlich zu finden??
…ein literarischer Abend um das Thema „Kreuzfahrt“.
Der Ich- Erzähler des Romans Ocean King. Was einer unter Deck erleben kann will der Tristesse einer Pariser Banlieue entkommen. Mehr aus Jux meldet er sich auf eine Stellenanzeige einer Kreuzfahrtreederei und landet als Handlanger auf einem Kreuzfahrtriesen. Das „Jerusalem“ aller Angestellten im dunklen Bauch des Schiffes ist ein Platz mit Blick auf das Meer. Doch davon gibt es wenige. Der algerisch- französische Autor Slimane Kader hat zum Glück kein Sozialdrama gebastelt, sondern einen sehr lustigen, manchmal skurrilen Roman.
Was sucht der Privatdetektiv Onno Viets auf dem Kreuzfahrtschiff? Man weiß es nicht so genau. Er soll einen exzentrischen Künstler begleiten, der wiederum weiß, was er sucht: Das Herz einer jungen Sängerin zu gewinnen, die die Gäste an Bord unterhält. Angesichts des langsam vorrückenden Alters und des Charakters der beiden voraussehbar erfolglos; der eine ein Bilderbuch- St.Paulianer (Marke sympathischer Looser, Hartzer und Bewegungslos- Sportler) und der andere ein Bilderbuch- Exzentriker (körperlich abgewrackt und zwischen Größenwahn, Depression und allgemeiner Menschenverachtung schwankend). Neurotisch allerdings alle beide.
Frank Schulz – Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen.
Was Ippolit Worobjaninow und Ostap Bender auf dem Wolgadampfer „Skrjabin“ suchen, ist dagegen ganz einfach: Stühle. In einem ihrer einstmals 12 Esszimmerstühlen hat die ehemals adelige Schwiegermutter Worobjaninows während der Revolution ihre Juwelen versteckt, um sie vor der Beschlagnahmung durch die Bolschewiki zu retten. Nur: Dummerweise beschlagnahmten diese die Stühle. Zehn Jahre später stirbt sie. Nach der Beerdigung liefert sich ihr Schwiegersohn und der aalglatte Gauner Bender (auch „Der große Kombinator“ genannt) um die Stühle einen furiosen Wettlauf mit dem orthodoxen Priester Fjodor. Eine Episode dieser Satire spielt auf besagtem Wolgadampfer. Die staatliche Lotteriekommission (nebst umfangreichem künstlerischen Gefolge) verspricht auf der Reise flussabwärts den Menschen das Glück des Kommunismus in Form von Lotteriegewinnen. Und wer noch Geld über hat, kann staatliche Schuldscheine kaufen. In der Kabine des Kommissionsleiters sind vier der Stühle und irgendwie müssen die beiden auf das Schiff…
Ilja Ilf / Jewgeni Petrow – Zwölf Stühle
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