Eine Lesung in Zusammenarbeit mit Contrazt e.V.
Freitag, 28. September 2018, 19:30 Uhr, MehrWertKultur, Nobleestr.13a
Mit dem 1965 erschienenen Roman „Rummelplatz“ wollte Werner Bräunig ein ungeschminktes Bild der DDR-Gesellschaft der Jahre des (Wieder-)Aufbaus zeichnen. Es gibt die Hoffnung auf einen Neuanfang. Es gibt aber auch die Traumatisierungen der Jahre des Faschismus und des Krieges, es gibt praktische Probleme der Industrialisierung eines vorher weitestgehend ländlichen Landes. Die Industrialisierung bringt neue soziale Unterschiede und Widersprüche hervor.
Dem 1934 in Chemnitz als Sohn eines Hilfsarbeiters und einer Näherin geborene Bräunig war die Schriftstellerei nicht in die Wiege gelegt. Nach Kriegsende hielt er sich mit Schwarzmarktgeschäften über Wasser, begann eine Schlosserlehre und kam mit 16 Jahren in ein Erziehungsheim. Von da aus landete er im Uranbergbau der SADG Wismut im Erzgebirge und kurz darauf im Gefängnis. In den Folgejahren versuchte er sich im Schreiben und wurde 1957 in die Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren der Wismut AG aufgenommen. 1958 bis 1961 studierte er am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“. Als „Rummelplatz“ in Auszügen 1965 erschien, wurde er von der SED-Spitze als Beispiel für „zersetzende Tendenzen“ scharf angegriffen. Bräunig brach die Arbeiten daran schließlich ab. Der Konflikt mit der SED hat ihn als überzeugten Sozialisten schwer getroffen. 1976 starb er mit 42 Jahren an Alkoholismus.