Zusammen mit dem Verein Contrazt e.V. veranstalten wir eine kleine Veranstaltungsreihe mit Literatur aus der ehemaligen DDR. Ein paar Termine stehen schon fest, weitere werden im Laufe des Jahres folgen. Wer Interesse hat und seine Lieblingsschriftstellerin aus vergangenen Tagen vorstellen möchte, ist herzlich willkommen! Meldet euch!
Die deutschsprachige Literatur hat nach 1945 in den beiden Staaten BRD und DDR unterschiedliche Wege genommen. Das wundert nicht, schließlich lagen den beiden Staaten unterschiedliche Gesellschaftsentwürfe zugrunde.
Ein Beispiel für unterschiedliche Bedingungen des literarischen Schaffens war bspw. die staatlicherseits geförderte künstlerische Betätigung von Arbeitern und Arbeiterinnen. Die verstanden manchesmal ihr künstlerisches Schaffen anders als die Politiker, nämlich als Mittel in der Auseinandersetzung mit Werksleitungen und anderen staatlichen Stellen. In ihrem Tagebuch vermerkte die Schriftstellerin Brigitte Reimann, die in den 60er Jahren bei der Schwarzen Pumpe in Hoyerswerder als Zirkelleiterin angestellt war:
„Der Zirkel-Kurs hat mal wieder um 180 Grad gewendet. Bekam fast Vorwürfe, weil unsere Arbeiter gute Geschichten schreiben, weil wir einen Band rausbringen und ein Stück für das Arbeitertheater verfassen – die schreibenden Arbeiter sollen Artikel für die Wandzeitung kritzeln, Missstände im Betrieb aufzeigen etc. Für ernste Missstände sind Partei, Gewerkschaft oder sogar Staatssicherheit zuständig und erzielen ganz andere Wirkung als ein Artikelchen. Pah! Ich bin stinkwütend. Statt dass sich diese Verbandsgreise freuen, dass sie endlich mal wieder frisches Blut in ihre verkalkten Arterien gepumpt bekommen.“
Zu den „Zirkeln schreibender Arbeiter“ ein aufschlussreicher Beitrag des Deutschlandfunkes von 2009:
„Greif zur Feder, Kumpel!“ Vor 50 Jahren: Der Bitterfelder Weg in der DDR-Kulturpolitik
Innerhalb der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in Ost und West war die alltägliche Lebensrealität dagegen nicht von verschiedenen Planeten: Hier wie da galt es, sich mit der faschistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen, gab es Bevormundung und Opportunismus, Verschweigen, Traumatisierungen. Die Menschen mussten arbeiten, lebten Familienleben, junge Generationen forderten die alten heraus usw. Das Umfeld und die Versprechungen waren aber unterschiedlich.
Der erste Teil unserer Reihe sieht so aus:
Im Juni zweimal Paul Gratzik; einmal ein Dokumentarfilm und einmal eine Lesung.
Im August Hermann Kant mit Kurzgeschichten und seinem Roman „Die Aula“.
Im September dann Werner Bräunig und sein Roman „Rummelplatz“
Weitere Veranstaltungen werden folgen!