Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge!

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 29.April 2025 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich- Naumann- Str.7

März 1999: Der damalige deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping tritt vor die Presse und erzählt von einem „Hufeisenplan“ der serbischen Regierung zur Vertreibung der albanischstämmigen Bevölkerung des Kosovo. Damit wird nachträglich die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens und des Kosovo durch die NATO legitimiert.
Heute: Eingestandenermaßen war es eine Lüge.

Januar 2003: Der US- Außenminister Colin Powell winkt vor dem UN-Sicherheitsrat mit einem Reagenzglas, in dem sich eine Substanz aus einem Biowaffenprogramm der irakischen Regierung befinde. Damit wurde der völkerrechtswidrige Krieg der „Koalition der Willigen“ gegen den Irak legitimiert.
Heute: Eingestandenermaßen war es eine Lüge; im Gegensatz zu Scharping und Fischer entschuldigte sich Powell später.

So funktioniert es bis heute: Kriege werden mit Begründungen in Gang gesetzt, die später nonchalant als „Irrtum“, als fehlerhafte Interpretation von ominösen Geheimdienstinformationen oder auch auch bewusste Falschinformation eingestanden werden. Die zahllosen Toten können keine Gerichtsverhandlungen mehr anstrengen, die Sieger eines Krieges stellt niemand vor ein Gericht.

Wir erinnern uns z.B. an die kürzliche Sprengung der Nord-Stream- Gaspipeline. Niemand untersucht ernsthaft, wer sie durchgeführt hat. Es fragt auch niemand mehr danach. Trotzdem dient sie irgendwie als Beispiel für hybride Kriegsführung gegen „uns“ und damit als Begründung für eine weitere Aufrüstung gegen Russland… Beschädigte Internetkabel in der Ostsee, niemand weiß Genaues, niemand fragt nach, aber es könnte mit Putin zusammenhängen – jederzeit steht jemand mit einem brennenden Streichholz an der Lunte, aber es gibt keinen öffentlichen Skandal.

Wie und warum funktioniert die Manipulation der herrschenden Meinung?
Wie können wir versuchen, den Durchblick zu behalten und woran erkennt man Verzerrungen und Manipulation?

Wir wollen diesen Fragen nachgehen: zum einen mit einem WDR- Film über die propagandistische Einleitung des Kosovo- Krieges 1999 und zum anderen mit einer Vorstellung des „Kochbuchs“ der Kriegspropaganda des us-amerikanischen Kommunikationstheoretikers Harold Lasswell, der u.a. während des Zweiten Weltkrieges Leiter der Abteilung für die „Study of War Time Communications“ des amerikanischen Kongresses war.

In Zeiten, in denen sich die zur Verfügung stehenden Informationsquellen vervielfacht haben, steht man / frau immer häufiger vor der Frage, ob und wie diesen zu trauen ist – oder eben nicht. Während den offiziellen Medien einer aktuellen Umfrage zufolge etwa 44 Prozent voll und ganz vertrauen* und sogar 64 Prozent insbesondere die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten für sehr oder eher vertrauenswürdig halten, werden alternative Medien und ganz explizit social media eher kritisch gesehen: Laut einer Umfrage der Universität Mainz hielten nur 4 Prozent der Befragten alternative Nachrichtenportale für sehr oder eher vertrauenswürdig**. Nun wird ein Medium aber nicht dadurch vertrauenswürdig, dass Nutzer es – nach intransparenten und vermutlich subjektiven sowie sehr unterschiedlichen Beurteilungskriterien – für vertrauenswürdig halten, sondern es gilt ja zunächst einmal, anhand transparenter und nachvollziehbarer Kriterien zu überprüfen, ob ein Medium dieses Etikett verdient oder nicht.
Dazu wollen wir beispielhaft die Berichterstattung über Serbien vor dem NATO-Einsatz gegen Rest-Jugoslawien in Erinnerung rufen sowie die nachträgliche Aufdeckung der Begründung für die NATO-Bombardierung als Konstrukt (dazu schauen wir uns einen Filmbeitrag des WDR an). Wer nun denkt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ wurde ja schon anhand der eingangs genannten Zahlen eines Besseren belehrt. Daher wollen wir uns mit der Frage beschäftigen: „Wie machen „DIE“ das?“ Wie schaffen es öffentlich-rechtliche Medien, ihre Falschinformationen von gestern vergessen zu machen und das Vertrauen der Menschen immer wieder zu gewinnen um es dann erneut zu hintergehen? Welches sind die Techniken und Strategien der Propaganda, die offenbar so macht- und wirkungsvoll sind, dass wir uns ihnen nicht oder kaum entziehen können? Worauf sollten wir achten, um Propaganda entdecken zu können und wie können wir uns ihrer subtilen Wirkung entziehen? Wie kann man Information von Propaganda unterscheiden? Wenn wir diese Fragen beantworten, können wir Informationen aus öffentlich-rechtlichen UND so genannten alternativen Medien nutzen, da wir ihre Glaubwürdigkeit sehr viel besser beurteilen und einschätzen können. Damit kann es gelingen, ein umfassendes Bild der aktuellen Geschehnisse zu bekommen, das uns letztendlich dabei hilft, uns eine fundierte Meinung bilden zu können.
Wir knüpfen mit dieser Veranstaltung an die filmische Darstellung des unseligen Wirkens eines Edward Bernays an, die wir 2019 gemacht haben. Seine Praktiken und Techniken haben – allgemein akzeptierten – Eingang in die moderne PR gefunden und sind im Laufe der Zeit verfeinert worden.

* https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1285575/umfrage/vertrauen-in-die-medien-in-deutschland/

** Studie der Universität Mainz, s. https://medienvertrauen.uni-mainz.de/forschungsergebnisse-der-welle-2023//