Volker Braun: »Hinze-Kunze-Roman« und »Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer«

1903_Braun_IFreitag, 29.März 2019, 19.30 Uhr
MehrWertKultur,
Nobléestraße 13a in Heimfeld

 

Der im Mai 1939 in Dresden geborene Schriftsteller Volker Braun hat Gedichte, Theaterstücke und Romane geschrieben; neben Peter Hacks und Heiner Müller zählt er zu den bedeutendsten Dramatikern der DDR. Heute lebt er in Berlin.

 

Im Rahmen unserer Reihe mit Literatur aus der DDR wollen wir aus zwei Romanen von ihm lesen:

Der 1983 erschienen »Hinze-Kunze-Roman« hat die Widersprüchlichkeit der DDR-Gesellschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zum Thema:

»Wer sind Hinze und Kunze? Wie die Redensart es will und der real existierende Sozialismus, sollten sie Gleiche sein; um so auffälliger, dass sie es nicht sind. Kunze ist Funktionär, Hinze ist sein Fahrer. Kunze sagt wohin und Hinze fährt den schwarzen Tatra durch die Republik. Vorwärts, das ist ihre Richtung.« (aus der Beschreibung des Suhrkamp-Verlages)

»Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer« erschien 2008. Eine Art Schelmenroman?

Der Meister Flick aus Lauchhammer war zu DDR – Zeiten in der Braunkohle der Lausitz der Held der Havarien und Katastrophen: Wenn er in seiner Kluft, mit rotem Helm und Karabinerhaken am Koppel auftauchte, wurde es ruhig. Doch nach der Wende schickte man ihn zum Arbeitsamt, man brauchte ihn nicht mehr. In der Folge zieht der an seiner Arbeit Hängende mit seinem »faulen und gerechten« Enkel Luten durch die Lande. Das ungleiche Paar aus alter und neuer Zeit erlebt allerhand z.T. groteske Abenteuer zwischen Arbeitsamt, 1€-Job, Abrisskolonnen, Theatermachern, polnischen Tagelöhnern, Prostituierten, Streikenden und vielen anderen.

Zum Autor:
Sein Vater war ein Kunst liebender Buchprüfer. Nach dem Abitur arbeitete er vier Jahre in einer Druckerei, als Tiefbauarbeiter im Kombinat Schwarze Pumpe in Hoyerswerder und als Maschinist im Tagebau Burghammer. 1960 fand er sich in einem „Zirkel schreibender Arbeiter“ ein, der von Brigitte Reimann geleitet wurde; sie notierte in ihrem Tagebuch:
„Vorige Woche hat sich der Zirkel schreibender Arbeiter konstituiert. Von 20 Eingeladenen waren 4 erschienen; keine Potenzen nehme ich an. Nur der kleine Volker Braun, Abiturient und seit 4 Jahren in der Produktion, scheint begabt zu sein.“
Im selben Jahr begann er an der Universität Leipzig ein Studium der Philosophie. Ein paar Jahre später arbeitete er auf Einladung von Helene Weigel als Dramaturg am Berliner Ensemble. Der Einmarsch des Militärs der Ostblockstaaten in Prag ließ ihn seinen uneingeschränkten Enthusiasmus für den Aufbau des staatlichen Sozialismus in der DDR kritisch hinterfragen, ohne jedoch die DDR selbst in Frage zu stellen.
Das Umgehen des Staates mit seiner Person schwankte zwischen der intensiven Überwachung durch die Staatssicherheit und öffentlichen Preisverleihungen.
„Während der friedlichen Revolution 1989 gehörte er zu den Befürwortern eines eigenständigen „dritten Weges“ für die DDR und geladener Erstunterzeichner des Aufrufs „Für unser Land“. Nach der Wiedervereinigung beschäftigte er sich kritisch mit den Gründen für das Scheitern der DDR. In diesem Zusammenhang steht auch seine Zusammenarbeit mit der von Wolfgang Fritz Haug herausgegebenen westlich-marxistischen Zeitschrift „Das Argument“.
Volker Braun leitete 2006–2010 an der Akademie der Künste (Berlin) die Sektion Literatur. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.“ (Wikipedia)

Das Gedicht „Das Eigentum“ von 1990:

Das Eigentum
Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen.
KRIEG DEN HÜTTEN FRIEDE DEN PALÄSTEN.
Ich selber habe ihm den Tritt versetzt.
Es wirft sich weg und seine magre Zierde.
Dem Winter folgt der Sommer der Begierde.
Und ich kann bleiben wo der Pfeffer wächst.
Und unverständlich wird mein ganzer Text.
Was ich niemals besaß wird mir entrissen.
Was ich nicht lebte, werd ich ewig missen.
Die Hoffnung lag im Weg wie eine Falle.
Mein Eigentum, jetzt habt ihrs auf der Kralle.
Wann sag ich wieder mein und meine alle.

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