Diskussionsveranstaltung Dienstag, 25.November 2025 um 19.30 Uhr Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7
Weltweit sind wir oft vor die Wahl zwischen zwei Übeln gestellt: Auf der einen Seite Rechte und Nationalisten, die vorgeben, die vermeintlich gute alte Zeit zu verteidigen, aber tatsächlich für Privatisierung und Verarmung stehen. Auf der anderen Seite Linke und „Globalisten“, die die gute neue Zeit versprechen, aber tatsächlich dem selten etwas entgegenzusetzen haben – verarmen und privatisieren können sie auch. Und sie weinen Tränen der Freude, wenn Fleischpreise steigen und die Armen sich auch kein Auto mehr leisten können. Und egal in welchem Land, häufig ist der einzige Grund für viele Menschen, diese noch zu wählen, ein vermeintlich drohender Faschismus: Nie wieder sei jetzt!
In Argentinien hat vor rund zwei Jahren Javier Milei die Wahl zum Präsidenten gewonnen. Er schimpft gegen Korruption, den aufgeblähten Staat und will der Kaste mit der Kettensäge zu Leibe rücken. Die Kaste – das sind für ihn die alten Eliten, vom linken Peronismus bis hin zu konservativen Rechten.
International wird Milei oft mit Trump und anderen Nationalisten und Rechtsradikalen eingeordnet, weil er wie diese einen Kulturkampf mit Linken und Grünen – oder eben dem Peronismus – in Argentinien führt.
Aber was verbindet Chauvinisten wie Trump, seine Fans in Europa und den argentinischen Präsidenten darüber hinaus? Insbesondere, weil etwa Trump mit seinen Schutzzöllen und dem Fokus auf die eigene Industrie eine ganz andere Wirtschaftspolitik als Milei betreibt. Trumps Politik ähnelt eher dem peronistischen Projekt mit dem Fokus auf nationale Wertschöpfung. Das wollen wir uns genauer ansehen.
Es stellt sich ebenfalls die Frage, wie sich die Unterstützung eines rechten Kulturkämpfers wie Javier Milei durch größere Teile der Armen und der Arbeiterklasse erklären lässt. Dafür wollen wir die Entwicklung der argentinischen Gesellschaft über Militärdiktaturen, wiederholte Wirtschaftskrisen, die imperialen Ansprüche der USA in Südamerika und die breite Bewegung des Peronismus betrachten. Nicht zuletzt gibt es eine Tradition der Revolte und Selbstorganisation der Arbeiterklasse in Argentinien, die insbesondere in den 2000er Jahren weltweit Menschen inspiriert hat.
Diskussionsveranstaltung Dienstag, 28.Oktober 2025 um 19.30 Uhr Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7
„Der Ossi, das unbekannte Wesen“ – war und ist es nicht so? Während es in der DDR ein großes Interesse an der BRD und dem Leben dort gab, war für die „Wessis“ der Osten doch eher ein Entwicklungsland, milde belächelt, bedauert ob seiner Abhängigkeit vom „großen Bruder“ Sowjetunion, kritisiert wegen seiner Unfreiheit. Die Mauer galt als sichtbares Mahnmal für die schreckliche Realität, in der die erbarmungswürdigen Ostdeutschen leben mussten: Wer seine Bürger einmauern muss, damit sie nicht abhauen, ja, der hat es wohl nötig. Die Care-Pakete, die bis zur „Wende“ in der DDR geschickt wurden, bestätigten das Bild vom „armen Ossi“: Kaffee, Nylonstrümpfe, Schokolade, Südfrüchte …. All das schien es ja in der DDR nicht zu geben und wurde von der „reichen“ Westverwandschaft (mehr oder weniger gerne) geschickt.
Dass dieser „Mangel“ auf gesellschaftlichen Entscheidungen basieren könnte, wie z.B. der Entscheidung, die Länder in denen Südfrüchte und Kaffee, Kakao, Tee wachsen, nicht ausbeuten zu wollen, kam niemandem in den Sinn. Und dass die großzügigen West-Gesten dieser Form eben genau darauf basierten, auch nicht. Das ist nur einer der blinden Flecken in der Wahrnehmung unseres ehemaligen Nachbarlandes.
Wir haben heute Gäste, die aus eigener Erfahrung über ihre Sicht und ihr Erleben der DDR berichten wollen. Ohne den Anspruch, damit die Wahrheit zu verkünden, aber doch mit der Intention, unser Bild dieses „anderen Deutschlands“ zu ergänzen.
„Wie ein Adler, der immer wieder auf deinem Arm landet“, heißt es in einem Werbeclip der US- amerikanischen Air-Force. In dem Video sieht man eine Drohne geradezu anmutig durch die Lüfte brausen. Der Adler ist das Wappentier der USA – nach dem Wappenvogel ist auch der Dokumentarfilm benannt, den wir zeigen wollen.
Der Adler ist keine Friedenstaube; wenn die Militärs Jugendliche ködern wollen, verpacken sie ihr mörderisches Handwerk in einem Bild, das tödliche (scheinbare) Präzision mit spielerischer Eleganz verbindet. Dieses Bild setzt auch die Bundeswehr ein, wenn sie auf Computerspielmessen junge „Gamer“ umgarnt. Das Leben (und der Tod) sei ein Spiel…
Die Wirklichkeit dahinter ist grausam: Für die Opfer sowieso. Aber auch für die Menschen, die diese Geräte letztendlich doch steuern und das „Ergebnis“ analysieren. Letztere stellt der gut zehn Jahre alte us- amerikanische Dokumentarfilm in den Mittelpunkt: eine „drone imagery“ – Analystin“, die über ihre Tätigkeit seelisch zerbrochen ist. Oder einen Beteiligten, der nach Afghanistan fährt, um sich seinen Opfern zu stellen und so ein wenig Wiedergutmachung zu versuchen.
Diese Wahrheit hinter dem Mythos der Technik gilt es, aufzuzeigen! Jetzt mehr denn je, wo auch schon an Schulen und Spielemessen die Kriegstüchtigkeit gefordert wird!
Seit letztem Jahr veranstalten die Bundeswehr und die Hansestadt Hamburg regelmäßig ein Manöver: „Red Storm Alpha“ im Jahr 2024; „Red Storm Bravo“ dieses Jahr; „Red Storm Charlie“ in 2026 und sicher auch „Red Storm Delta“ im Jahr 2027. Vorbereitet werden soll damit ein Krieg zwischen den NATO-Staaten und Russland. Jedes Mal ein bisschen umfassender. Und jedes Mal ein bisschen näher am zivilen Leben platziert. Fand die Übung im vergangenen Jahr ausschließlich im Hafen statt, ist in diesem Jahr u.a. erklärtes Ziel, die Bevölkerung an den Anblick von Soldaten und Militärfahrzeugen zu gewöhnen.
Und als wäre das noch nicht genug, finden zwischen den jährlichen Übung Notstandsübungen „auf dem Trockenen“ statt, d.h., im Hintergrund und innerhalb der öffentlichen und privaten Verwaltungen aber dennoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Oder hat jemand etwas von der diesjährigen Notstandsübung zum Thema „Dürre“ mitbekommen? Sie fand im Rahmen der zweijährlichen LÜKEX- Übungen statt („Länder- und Ressortübergreifendes Krisenmanagement“), durchgeführt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz unter Aufsicht des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat. Die LÜKEX- Übungen sind die Fortführungen der bis 1989 durchgeführten NATO- Übungen „Winter Exercises“ (WINTEX) im zivilen Gewand, aber unter Beteiligung der Bundeswehr.
Doch wieder zurück nach Hamburg:
Ende September steht also „Red Storm Bravo“ an. Mittlerweile wird die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft etwas mehr wahrgenommen und das ist gut. Dennoch wissen wir häufig viel zu wenig – vor allem über die mittel- und langfristigen Konsequenzen dieser Entwicklung.
Zu Beginn unserer Veranstaltung wollen wir die Planungen des Manövers (soweit öffentlich bekannt) vorstellen und über die nach unserem Kenntnisstand geplanten Protestaktionen informieren. Danach wollen wir über die massiv vorangetriebene Militarisierung der Gesellschaft diskutieren, (von der diese Manöver nur einen Teil darstellen) und darüber sprechen, welche Auswirkungen diese auf uns, unser Zusammenleben und die gesellschaftliche Entwicklung haben wird. Wir freuen uns auf Euer Kommen
Diskussionsveranstaltung Dienstag, 29.Juli 2025 um 19.30 Uhr Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7
Seit Chat-GPT und ähnliche Programme der „generativen KI“ für den Alltagsgebrauch zur Verfügung stehen, wird uns vermittelt, damit habe sich ein Fenster zu einer neuen Welt aufgetan: Wir können mit Menschen in fremden Sprachen kommunizieren, ohne die Sprache lernen zu müssen, wir können ohne Aufwand Texte oder Reden verfassen lassen, wir können uns Antworten auf die Fragen der Welt geben lassen, ohne uns durch Bücher durchzuarbeiten, wir können Bilder entstehen lassen, ohne selber einen geraden Pinselstrich ziehen zu können … KI – so scheint es – macht also alles ein bisschen besser, auch uns selber. Doch die Einschätzung von Chat GPT & Co ist sehr unterschiedlich. Was für die einen ein faszinierendes Werkzeug zur Erlangung individueller Kreativität ist, bedeutet für die anderen das Verlernen grundlegender Kulturtechniken, den Verlust zwischenmenschlicher Kommunikation auf allen Ebenen und ein Unterordnen unter eine zentralisierte Überwachungsmaschinerie.
Ohne bislang allzu tief in die Materie eingetaucht zu sein, fragen wir uns, wie sich die breite Nutzung von „KI“ auf uns, unsere unmittelbaren Beziehungen, aber auch auf die gesamte Gesellschaft auswirken wird.
Aus vorangegangenen Veranstaltungen haben wir dazu bereits gelernt, dass Automatisierung / Roboterisierung tatsächlich nicht das Ziel verfolgt, menschenähnliche Maschinen zu konstruieren, sondern den Menschen an die Maschinen anzupassen (s. dazu VA über das Buch von M. Becker „Automatisierung und Ausbeutung“ vom 27.03.2018 – https://laiens.club/2018/01/06/automatisierung-und-ausbeutung-diskussionsveranstaltung/. Diesen und andere Gedanken wollen wir in der Sommerpause weiterverfolgen und mit Euch Ende Juli über Fragen diskutieren wie:
Wie werden wir uns / wie wird sich die Gesellschaft durch den Einsatz von so genannter KI verändern?
Was könnte der Sinn und Zweck des Verfügbarmachens von KI aus einer Herrschaftsperspektive sein?
(Wie) können wir uns mutmaßlich vorhandenen negativen Auswirkungen entziehen?
Vorab schon einmal dies: Die Aussage, dass Computerprogramme „intelligent“ sind, ist mit herkömmlichen – und wissenschaftlichen – Vorstellungen von Intelligenz nicht haltbar. Erinnert sei hier an Damasio (Neurologe) und seine (wissenschaftliche) Feststellung, dass kognitive Kompetenzen ohne Verknüpfung mit Emotionen zu völlig „unintelligenten“ Lösungen und Verhaltensweisen führen (Damsio, Antonio, R. „Descartes‘ Irrtum“, Goldmann 2000 / engl. Erstaufl. 1994). Und „technisch“ überlegen sind wir auch ganz eindeutig: Selbst wenn wir nur dasitzen und nichts tun, „schleust unser Gehirn in dreißig Sekunden mehr Informationen durch, als das Hubble-Weltraumteleskop in dreißig Jahren verarbeitet hat. Ein Krümel Großhirnrinde ( … ) kann 2.000 Terabyte an Informationen enthalten, genug, um alle jemals gedrehten Filme einschließlich der Trailer zu speichern. ( … ) Schätzungen zufolge kann das Gehirn Informationen speichern, die den gesamten digitalen Inhalten der Welt von heute entsprechen“ (Bill Bryson „Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers“, Goldmann, S. 85).
Manche glauben: Rinks und lechts, das kann man nicht velwechsern – Werch ein Illtum (Ernst Jandl)
Töten unter dem Banner der Gleichberechtigung…
Lange vor der Zäsur, die Corona gesetzt hat, haben wir erleben müssen, dass (vermeintlich) linke Politik sich mehr und mehr des Klassenkampfes entledigte. Stattdessen wurden Kämpfe um Chancengleichheit (in einem als unveränderbar „gesetzten“ System) geführt. An die Stelle des Universalismus und der Betonung der Gemeinsamkeiten aller Lohnabhängigen traten Ausgleichsforderungen für die verschiedensten „Opfergruppen“ des Systems Kapitalismus. Es wurde aber eben nicht mehr der Kapitalismus bekämpft, sondern für einen „gerechten“ Platz der „Unterprivilegierten“ innerhalb des Systems gestritten. So wurde ein „Wettbewerb der Opfer“ in Gang gesetzt, der eine Aufsplitterung der Gesellschaft in immer kleinere Gruppierungen provozierte. Gruppierungen, deren Gemeinsamkeit weniger eine gemeinsame soziale Realität, sondern vielmehr eine gemeinsame Identität war. Was dann in der Folge eine Überbetonung der verschiedenen identitätsstiftenden Aspekte mit sich brachte. Je nachdem mit welchem „Ticket“ man sich Zutritt zu den Futtertrögen der Gesellschaft verschaffen wollte, rückte der entsprechende Aspekt in den Fokus und durfte natürlich nicht vernachlässigt werden, denn: Opferrolle weg = Privilegien weg. In den Corona-Jahren erlebten wir dann, dass „Linke“ forderten, sich aus „Solidarität“ impfen zu lassen, seit Beginn des Krieges in der Ukraine mit Waffen den Frieden sichern wollen oder die AFD hassen, um dem Faschismus entgegenzutreten. ABER: Sind solche Forderungen wirklich mit „traditionellen“ linken Werten vereinbar? Oder sind sie gar eine Weiterentwicklung derselben? Und wenn nicht: Was genau macht unser Unbehagen aus, wenn wir uns diese Neuauflage linker Politik anschauen? Was sind überhaupt „traditionell linke Werte“? Was unterscheidet die „klassische“ Auffassung von links von der heute als links geltenden?
März 1999: Der damalige deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping tritt vor die Presse und erzählt von einem „Hufeisenplan“ der serbischen Regierung zur Vertreibung der albanischstämmigen Bevölkerung des Kosovo. Damit wird nachträglich die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens und des Kosovo durch die NATO legitimiert. Heute: Eingestandenermaßen war es eine Lüge.
Januar 2003: Der US- Außenminister Colin Powell winkt vor dem UN-Sicherheitsrat mit einem Reagenzglas, in dem sich eine Substanz aus einem Biowaffenprogramm der irakischen Regierung befinde. Damit wurde der völkerrechtswidrige Krieg der „Koalition der Willigen“ gegen den Irak legitimiert. Heute: Eingestandenermaßen war es eine Lüge; im Gegensatz zu Scharping und Fischer entschuldigte sich Powell später.
So funktioniert es bis heute: Kriege werden mit Begründungen in Gang gesetzt, die später nonchalant als „Irrtum“, als fehlerhafte Interpretation von ominösen Geheimdienstinformationen oder auch auch bewusste Falschinformation eingestanden werden. Die zahllosen Toten können keine Gerichtsverhandlungen mehr anstrengen, die Sieger eines Krieges stellt niemand vor ein Gericht.
Wir erinnern uns z.B. an die kürzliche Sprengung der Nord-Stream- Gaspipeline. Niemand untersucht ernsthaft, wer sie durchgeführt hat. Es fragt auch niemand mehr danach. Trotzdem dient sie irgendwie als Beispiel für hybride Kriegsführung gegen „uns“ und damit als Begründung für eine weitere Aufrüstung gegen Russland… Beschädigte Internetkabel in der Ostsee, niemand weiß Genaues, niemand fragt nach, aber es könnte mit Putin zusammenhängen – jederzeit steht jemand mit einem brennenden Streichholz an der Lunte, aber es gibt keinen öffentlichen Skandal.
Wie und warum funktioniert die Manipulation der herrschenden Meinung? Wie können wir versuchen, den Durchblick zu behalten und woran erkennt man Verzerrungen und Manipulation?
Wir wollen diesen Fragen nachgehen: zum einen mit einem WDR- Film über die propagandistische Einleitung des Kosovo- Krieges 1999 und zum anderen mit einer Vorstellung des „Kochbuchs“ der Kriegspropaganda des us-amerikanischen Kommunikationstheoretikers Harold Lasswell, der u.a. während des Zweiten Weltkrieges Leiter der Abteilung für die „Study of War Time Communications“ des amerikanischen Kongresses war.
In Zeiten, in denen sich die zur Verfügung stehenden Informationsquellen vervielfacht haben, steht man / frau immer häufiger vor der Frage, ob und wie diesen zu trauen ist – oder eben nicht. Während den offiziellen Medien einer aktuellen Umfrage zufolge etwa 44 Prozent voll und ganz vertrauen* und sogar 64 Prozent insbesondere die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten für sehr oder eher vertrauenswürdig halten, werden alternative Medien und ganz explizit social media eher kritisch gesehen: Laut einer Umfrage der Universität Mainz hielten nur 4 Prozent der Befragten alternative Nachrichtenportale für sehr oder eher vertrauenswürdig**. Nun wird ein Medium aber nicht dadurch vertrauenswürdig, dass Nutzer es – nach intransparenten und vermutlich subjektiven sowie sehr unterschiedlichen Beurteilungskriterien – für vertrauenswürdig halten, sondern es gilt ja zunächst einmal, anhand transparenter und nachvollziehbarer Kriterien zu überprüfen, ob ein Medium dieses Etikett verdient oder nicht. Dazu wollen wir beispielhaft die Berichterstattung über Serbien vor dem NATO-Einsatz gegen Rest-Jugoslawien in Erinnerung rufen sowie die nachträgliche Aufdeckung der Begründung für die NATO-Bombardierung als Konstrukt (dazu schauen wir uns einen Filmbeitrag des WDR an). Wer nun denkt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ wurde ja schon anhand der eingangs genannten Zahlen eines Besseren belehrt. Daher wollen wir uns mit der Frage beschäftigen: „Wie machen „DIE“ das?“ Wie schaffen es öffentlich-rechtliche Medien, ihre Falschinformationen von gestern vergessen zu machen und das Vertrauen der Menschen immer wieder zu gewinnen um es dann erneut zu hintergehen? Welches sind die Techniken und Strategien der Propaganda, die offenbar so macht- und wirkungsvoll sind, dass wir uns ihnen nicht oder kaum entziehen können? Worauf sollten wir achten, um Propaganda entdecken zu können und wie können wir uns ihrer subtilen Wirkung entziehen? Wie kann man Information von Propaganda unterscheiden? Wenn wir diese Fragen beantworten, können wir Informationen aus öffentlich-rechtlichen UND so genannten alternativen Medien nutzen, da wir ihre Glaubwürdigkeit sehr viel besser beurteilen und einschätzen können. Damit kann es gelingen, ein umfassendes Bild der aktuellen Geschehnisse zu bekommen, das uns letztendlich dabei hilft, uns eine fundierte Meinung bilden zu können. Wir knüpfen mit dieser Veranstaltung an die filmische Darstellung des unseligen Wirkens eines Edward Bernays an, die wir 2019 gemacht haben. Seine Praktiken und Techniken haben – allgemein akzeptierten – Eingang in die moderne PR gefunden und sind im Laufe der Zeit verfeinert worden.
Szenische Lesung zum Mitmachen Freitag, 25.April 2025 um 19 Uhr Buchhandlung Horizonte, Bremer Str.6 in Harburg
Was passiert, wenn sich der Heilige Franziskus auf eine Wette mit dem ehemaligen französische Kaiser Napoleon einlässt? Eine Wette darüber, ob die Beteuerungen einer neuen Regierung, nun aber endgültig und für alle Zeiten den Frieden auszurufen, ernstzunehmen sind.
Dieses Stück des Dramatikers Ernst Toller haben wir vor einem Jahr schonmal gemeinsam gelesen. Nun wiederholen wir diese Lesung an einem neuen Ort, zusammen mit der Friedensinitiative Hamburg-Süd. Wir laden euch herzlich ein, vorbeizukommen und mitzulesen!
Diskussionsveranstaltung Dienstag, 25. Februar 2025 um 19.30 Uhr Mieterpavillon, Friedrich- Naumann- Str.7
Wandbild am Haus der Kramerzunft in Memmingen
Zeitenwende – Letzte Generation – Klimakatastrophe … die Schlagzeilen der letzten Jahre lassen eigentlich kaum einen Zweifel daran: Das Ende der Welt ist nahe.
DOCH: wessen Ende wird da eigentlich prognostiziert? Das der Welt? Der Menschheit? Einer oder mehrerer Gruppen? Oder doch eher das Ende der Art und Weise, wie wir leben, also unserer Gesellschaft?
UND: Wir fragen uns: Ist dieses Gefühl wirklich so einmalig, wie wir glauben? Sind wir die ersten, die denken, dass es „so“ nicht mehr weitergehen wird? Wenn es das schon mal gab, können wir dann möglicherweise daraus etwas lernen?
Anfang der 1520er Jahre wurde Deutschland (das damals noch nicht so hieß) immer häufiger durch Revolten der „gemeinen Leute“ erschüttert. Sowohl die Landbevölkerung als auch städtische Handwerker und Bergleute wollten die gesellschaftlichen Gegebenheiten – unter denen primär sie zu leiden hatten – nicht länger hinnehmen. Während zunächst konkrete Forderungen an die Obrigkeit gerichtet wurden, nahm im März 1525 die allgemeine Wut grundsätzliche Züge an. Es bildeten sich Bauernheere („Haufen“) und es wurden Ansätze einer grundlegend neuen politischen Ordnung formuliert (die „12 Artikel“ oder kurze Zeit später die „Tiroler Landesordnung“ von Michael Gaismair). Das Wort von der „Apokalypse“ machte die Runde. In der griechischen Philosophie bedeutete dieses nicht einfach „Untergang“, sondern „Enthüllung“ oder „Offenbarung“. Was für die Welt des Scheins, der falschen Welt tatsächlich der Untergang ist, ist die Entfaltung der wahren, der richtigen Welt. Die Einen verorteten dieses Reich des Wahren in der religiösen Bildsprache des Mittelalters im Jenseits, so wie Luther. Eine radikale Minderheit verortete jedoch dieses kommende Reich auf Erden – sie deuteten die Apokalypse als Aufruf zur gesellschaftlichen Revolution und versuchten damit, der Wut der vielen, die nichts zu verlieren hatten, eine Perspektive zu geben.
Diese so genannten Bauernkriege wurden schlussendlich blutig niedergeschlagen, Zehntausende wurden getötet, hunderte Schlösser, Burgen, Klöster und Dörfer niedergebrannt. Doch auch wenn die Bauern diese Auseinandersetzung verloren, der Weg in eine neue Welt war einmal beschritten und letztendlich das Ende des Feudalismus damit besiegelt – auch wenn er noch eine Weile fortexistierte.
Was können nun diese, schon 500 Jahre alten Ereignisse zu unserem Verständnis der aktuellen Weltlage beitragen?
Die Vergangenheit wird immer mit den Augen der Gegenwart betrachtet und aus dieser heraus interpretiert. So haben auch andere zu früheren Zeiten bereits Bezug auf die Bauernkriege genommen: Während der bürgerlich- demokratischen Revolution von 1848 wurden sie wieder entdeckt als erste Erhebung des einfachen Volkes und dazu noch eines „deutschen“ (es gab die Französische Revolution, die Englische, die Amerikanische – und nun eben auch die Deutsche, wenn auch in ferner Vergangenheit). Obwohl das „einfache Volk“ von 1525 in sich durchaus sehr verschiedene Interessen hatte: (Groß-)Bauer war nicht gleich (Klein-)Bauer und der wiederum nicht von ihm abhängiger Tagelöhner. Auch war „deutsch“ zu der Zeit überhaupt keine Kategorie. In den Augen von Marx und Engels bewies die Erhebung von 1525 die Richtigkeit der These von der Evolution der menschlichen Gesellschaft hin bis zum Kommunismus; für sie war der Bauernkrieg eine „frühbürgerliche Revolution“. In den 1970er Jahren wurde der Bauernkrieg gerne propagandistisch vereinfacht, um sich gegenseitig zu vergewissern, „wir da unten“ hätten schon immer gegen „die da oben“ gekämpft – „Die Enkel fechten’s besser aus!“ (aus dem Lied der Bündischen Jugend aus den 1920ern, „Wir sind des Geyers Schwarzer Haufen„)
Und mit welchen Augen blicken wir heute auf diese Geschichte?
Auch wir erleben heute einen Epochenwechsel, das „Ende einer Welt“. Ähnlich wie damals der Feudalismus an der Schwelle zur kapitalistischen Gesellschaft stand. Doch: an welcher Schwelle stehen wir?
Wir leben heute in einer Welt, in der man sich über Geld austauscht; Geld, das die modernen Schatzhüter beliebig schaffen oder verbrennen können, das sein Vertrauen verloren hat, das nur wirkt, solange man an seine Macht glaubt. Wir leben in Nationalstaaten, deren »Souveranität« (wie es heute genannt wird) nach Innen und nach Außen immer weniger gegeben ist – nicht nur wegen Migrationsbewegungen, sondern vor allem wegen der weltweiten Produktionsbeziehungen. Wir leben in einer Welt, die ihr „Wertefundament“ verloren hat. So nachhaltig, dass auch Rückgriffe auf vermeintliche Traditionen künstliche Konstrukte darstellen – auch beim Konservativsten wird die Familie nicht mehr die „Keimzelle der ganzen Gesellschaft“ darstellen.
Wir leben aber auch in einer Welt, in der unzählige Unruhen und Aufstände toben, von deren Richtung wir uns kaum ein Bild machen können. Aufstände, die oft in fürchterliche Bürgerkriege getrieben werden, die nur schwer zu erklären sind.
Auch wir stehen also an einer historischen Wende, ohne zu wissen, wohin wir als menschliche Gesellschaft gehen werden. An der Vergangenheit können wir unseren Blick für die Fragen von heute schärfen.
Wir werden in der Veranstaltung zunächst die gesellschaftliche Krise skizzieren, die zum „Bauernkrieg“ geführt hat. Dann werden wir versuchen, einige Parallelen zur sozialen Krise von heute zu ziehen und hoffen, dass sich daraus eine angeregte Diskussion entwickeln wird!
Vor genau 500 Jahren begann das, was später als der „große deutsche Bauernkrieg“ betrachtet wurde. Am 6.März 1525 trafen sich die Abgesandten der verschiedenen süddeutschen Bauerhaufen in Memmingen. Als Abgesandte von 50 000 Bauern verabschiedeten sie die sog. „12 Artikel“ und gründeten die „Christliche Vereinigung“ als Gegenvereinigung zum Schwäbischen Bund (sozusagen die NATO der deutschen Fürsten).
Albrecht Dürer: Entwurf eines Denkmals für den gescheiterten Aufstand, 1525
Diese Erhebungen bildeten ein Puzzlestein in der historischen Wende vom Mittelalter hin zur Neuzeit. Und heute stehen wir an der historischen Wende… wohin? Ziemlich sicher ist, dass die Welt in der Gestalt der letzten 500 Jahren an ihr Ende gekommen ist. Wie geht es weiter?
Wir wollen uns dem historischen Ereignis mit den Fragen von heute nähern. Diese Fragen werden wir in unserer Diskussionsveranstaltung am Dienstag, den 25.März aufwerfen (Einladung folgt noch). Aber, keine Angst, es erwartet euch kein trockener historischer Vortrag!
Vorher, am Samstag, 8.März, laden wir euch zu einer Szenischen Lesung der „Bauernoper“ von Yaak Karsunke ein. Die Uraufführung fand 1973 statt.
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Tutti insieme… Wir lesen gemeinsam. Diesmal: Die »Bauernoper« von Yaak Karsunke (1973)
Szenische Lesung Samstag, 8.März 2025 um 20 Uhr Kulturverein „Alles Wird Schön“, Friedrich-Naumann-Str.27
Die „Bauernoper“ ist ein typisches Kind der frühen 70er Jahre; sie ist ein Werk, in dem in verschiedenen Szenen versucht wird, den Kampf von „uns da unten mit „denen da oben“ darzustellen. Wir werden aufgerufen, den Kampf von damals wieder aufzunehmen und erfolgreich zu beenden…
„Geschlagen ziehen wir nach Haus Die Enkel fechten’s besser aus
Ein frommer Wunsch – sie haben sich geirrt: Doch wer sagt, daß aus Wünschen nie Wirklichkeit wird?“
Deutschland zu Beginn des 16. Jahrhundert: Drei Viertel der Bevölkerung leben als Bauern auf dem Land. Die Bauern leisten Frondienste, ihr Boden ist Eigentum der geistlichen oder weltlichen Feudalherren. Die Not wächst – und mit ihr der Widerstand.
„Die Bauern fordern die Abschaffung der Willkür, die Aufhebung der Leibeigenschaft, demokratische Rechte und eine bessere Verteilung des Eigentums. Endlich stehen die Geknechteten gegen ihre Peiniger auf. Doch die brutale Antwort der Fürsten und der Kirche lässt nicht lange auf sich warten.
Die Bauernoper ist ein einfaches Spiel über einfache Leute, die sich gegen die Unterdrückung und Misshandlung durch die Obrigkeit wehren. Im Mittelpunkt stehen jedoch nicht die Führer und Fürsten dieses Krieges von 1524, sondern die Bauern selbst. Ein Stück Heimatgeschichte und zugleich ein kritisches Spektakel, in dem man überraschende Parallelen zu heute entdecken kann.„ (aus der Beschreibung der Aufführung durch den Verein »Freunde der Württembergischen Landesbühne Esslingen« 2015).
Yaak Karsunke wurde 1934 in Berlin geboren. Als junger Mann machte er nach einem abgebrochenen Jura- Studium eine Schauspielausbildung, arbeitete jedoch einige Jahre in Gelegenheitsjobs. 1964 begann er sich in München in der außerparlamentarischen Opposition zu engagieren; 1968 war er Sprecher der Ostermarsch-Kampagne für Demokratie und Abrüstung. 1965 gründete er mit anderen linken Autoren in München die Literaturzeitschrift kürbiskern. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verließ er 1968 die Redaktion und arbeitete fortan als freier Schriftsteller – bis heute.