Die Jakarta-Methode: Wie ein mörderisches Programm Washingtons unsere Welt bis heute prägt

Buchvorstellung und Diskussion
Dienstag, den 26.September 2023 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Indonesischer Diktator Suharto lässt sich bei seinem Staatsbesuch in Deutschland süddeutsche Volksmusik erklären (1970)

„Regelbasierte“ Verbrechen und Verbrecher, die nie vor Gericht waren: US-Regierungen. Heute werden sie „verteidigt“…
Ein Blick zurück: Durch die grauenhaften Verbrechen der Nazis wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit den Nürnberger Prozessen den Hauptschuldigen der Prozess gemacht. Erstmals standen Minister und hohe Funktionäre vor Gericht und es wurde ein neuer Straftatbestand eingeführt:
Verbrechen gegen die Menschheit. Einige der Nazi-Eliten wurden bestraft, viele blieben ungeschoren.
Aber: Noch während die über mehrere Jahre dauernden Prozesse liefen, begann der Krieg der West-Alliierten, besonders der USA und England, gegen die Linke in Italien, Frankreich, Griechenland und die noch sehr kriegsgeschwächte Sowjetunion. Die US-Regierung und England mischten sich in die dort stattfindenden Wahlen ein und verhinderten einen Sieg der Linken in Italien, Frankreich und Griechenland. Auch in Deutschland waren viele für Verstaatlichung von Schlüsselbetrieben. Das Ahlener Programm der damaligen CDU sah das sogar vor.
In Griechenland fand ein über mehrere Jahre dauernder Bürgerkrieg statt, der viele Opfer auf Seiten der Linken forderte. Mehr als 600.000 von Ihnen mussten das Land verlassen und flohen nach Bulgarien, Rumänien, Polen in die DDR.
Es ist heute nicht mehr im Gedächtnis, dass es direkt nach dem Kriegsende des Zweiten Weltkriegs mit einem heißen Krieg der USA in Korea 1950-1953 weiterging. Ziel: Korea durfte nicht ins Lager des Feindes (Kommunismus=Unfreiheit) fallen. Dieser Krieg wurde unentschieden beendet: Korea wurde geteilt, nachdem rund 950.000 Soldaten und über 3.000.000 Zivilisten das Leben verloren hatten.
Überhaupt: Asien wurde das Hauptbetätigungsfeld der USA. Die u.a. durch die von McCarthy betriebene Kommunistenjagd infizierte US-Regierung sah sich umzingelt vom „Weltkommunismus“. Deshalb war das nächste Ziel die drittstärkste sozialistische Partei der Welt (nach Sowjetunion und China) in Indonesien.
1965 zogen die USA die Fäden bei der Vernichtung der indonesischen Kommunisten mit einem beispiellosen Blutbad mit ungezählten Opfern. Die Schätzungen schwanken zwischen 600.000 und drei Millionen.
Spätfolgen dieser Massenmorde wurden 2022 bei der documenta sichtbar: Ein Wandbild, das eine indonesische Künstlergruppe vor mehr als 20 Jahren zu diesen Verbrechen angefertigt hatten, musste auf Betreiben US- und Israel-freundlicher Akteure entfernt werden. Freilich, ohne auf die Hintergründe überhaupt einzugehen oder zur Diskussion zu stellen, da auch die BRD-Regierung mit dem Suharto-Regime kollaboriert hatte. Ein vermeintlicher Antisemitismus reichte als Vorwand.
Wie es in Ostasien weiterging, ist noch besser in Erinnerung: Vietnam, Kambodscha, Laos.
Um all diese Verbrechen unsichtbar zu machen, und den Kampf für „Freiheit und Demokratie“ zu propagieren, sind heute mehr als 30.000 Propagandisten allein im Pentagon tätig, sozusagen eine Medienarmee.

Wir wollen die vielen bekannten und unbekannten Kriege, Regierungsumstürze, Erpressungen oder Sanktionen dieses imperialen Molochs aus dem Dunkel des Vergessens und Verschleierns ans Licht bringen (alles zu dokumentieren ist noch niemandem gelungen, zumal die Vielzahl der CIA-Intrigen nur sporadisch das Licht der Öffentlichkeit erreichen).

Vincent Brevis – Die Jakarta-Methode
Wie ein mörderisches Programm Washingtons unsere Welt bis heute prägt
Papyrossa, Januar 2023

Vincent Bevins, *1984 in Kalifornien/USA. Berichtete 2017/18 für die Washington Post über Südostasien. Zuvor war er Brasilien-Korrespondent für die Los ­Angeles Times und schrieb für die Financial Times in London. Publizierte zudem u.a. für: New York Times, The Atlantic, The Economist, The Guardian, Foreign Policy, Folha de S. Paulo, The New Republic, New York Magazine.

Howard Zinn: „You Can’t Be Neutral On A Moving Train“

…in der Reihe: Laien’s Dok Film-Abend

Freitag, 17.März 2023
20.00 Uhr
Kulturverein „Alles Wird Schön“
Friedrich- Naumann- Straße 27

Howard Zinn: Beispiel für ein anderes Bild über die USA. Eine amerikanische Lebensgeschichte.

Martin Luther King, Angela Davis, Malcolm X, Woodie Guthrie, Sacco und Vanzetti… das sind einige der bei uns bekannten US-amerikanischen Bürgerrechts- Gewerkschafts- oder Friedenskämpfer in den USA. In der Regel erschöpft sich damit das Wissen über die US-amerikanische Linke. Vermutlich ist Howard Zinn den meisten Friedens- oder Gewerkschaftslinken hier nicht bekannt, obwohl er, 1922 geboren und 2010 gestorben, in den USA ein sehr prominenter Historiker, Polit-Aktivist und Hochschullehrer war. Seine „Geschichte eines amerikanischen Volkes“, das eine Millionenauflage erreichte, hat Generationen von Schülern und Studenten beeinflusst und das bis heute aktive „Zinn-Projekt“ begeistert noch immer tausende Studenten und Schüler.
Seine Vorlesung zum Zivilen Ungehorsam wurde auf großen Bühnen in den USA vorgetragen: Hier mit Matt Damon als Vortragenden und langjährigen Freund von Zinn. https://www.youtube.com/watch?v=gMScAZPDAxE


Zinns Aufforderung zu zivilem Ungehorsam ist aktueller den je und gilt weltweit.

Seine Filmbiographie „You Can’t Be Neutral On A Moving Train“ zeigt eine packende Lebensgeschicht, die eine andere Sicht auf die USA vermittelt.
Dauer: 78 Minuten
Sprache: Englisch, Untertitel: deutsch