CHEFDUZEN – Das Forum der Ausgebeuteten

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 28.Januar 2025 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Vor mehr als zwei Jahrzehnten wurde das Projekt „chefduzen“ gegründet, um sich jenseits einer linken Kampagnenpolitik mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinanderzusetzen und mit der Sozialen Frage als Ausgangspunkt. Wir wollten einen Treffpunkt schaffen, an dem man sich über Probleme beim Job, mit Behörden oder mit dem Vermieter austauschen kann. Ein Stammtisch der Ausgebeuteten in einer Kneipe, das war die Idee – doch dann kam das gerade populär werdende Internet dazu. Der virtuelle Treffpunkt für Ausgebeutete und das Internet als Werkzeug im Klassenkampf, interessierte die Medien und Gerichte. Die Androhung eines Zwangsgeldes von einer Viertelmillion Euro oder einer bis zu sechsmonatigen Haft wegen der Veröffentlichung von Machenschaften eines Leiharbeitsunternehmens, machte das Projekt bundesweit bekannt und populär. Es entstanden Stammtische der Ausgebeuteten in mehreren Städten.
Man tauscht sich aus und streitet miteinander. Neben der Beratungsarbeit geht es darum, sich kollektiv zu wehren. Es entstanden Kollegenzeitungen für Callcenterbeschäftigte und für Leiharbeiter und Protestaktionen und Kämpfe vom kollektiven Sick-out bis zum Wilden Streik.
Chefduzen war nie reines Internetprojekt und will offline wieder akiver werden.

Zwei Aktive der „ersten Stunde“ kommen vorbei und stellen das „Projekt Chefduzen“ vor.
Wir sind gespannt!!

Wer hat Angst vor’m Blauen Mann??

Oder: Warum „hassen alle“ die AfD?

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, den 26.November 2024 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Was macht die AfD im Vergleich zu den anderen relevanten Parteien einerseits in der sog. „Wählergunst“ so verhältnismäßig attraktiv und andererseits so besonders, dass die etablierten Parteien sie schlussendlich verbieten wollen? Liegt es an ihrer Haltung zur Migrationspolitik, wie von ihren Gegnern angeführt wird? Oder an ihrer wirtschaftspolitischen Ausrichtung? Oder…?
Letztendlich lassen sich aus ihrem Programm im Vergleich zu denen der anderen Parteien nur wenige Punkte herauslesen, die quer zu den Programmen der „Parteien der Demokratischen Mitte“ liegen; hemmungslose Subventionierung der Wirtschaft bei immer restriktiverer Sozialpolitik ist wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal der AfD – erinnern wir uns an die diversen Bankenrettungen, Cum Ex – Gedächtnislücken, „Doppelwummse“ und finanzielle „Bazookas“ zugunsten von „Klima-“ und Rüstungsindustrien, während gleichzeitig die soziale Infrastruktur abgerissen wird usw. Beim Staatsbürgerrecht und und der Migration sind nahezu alle Führungskräfte der politischen Parteien für partielle Abschiebungen und die Möglichkeit des Entzugs der erworbenen Staatsbürgerschaft – die einen bei Verstößen gegen die „abendländische Leitkultur“, die anderen bei „Ablehnung des westlichen Wertekanons“…

Ein wesentlicher Unterschied zu den anderen Parteien ist das Drängen der AfD auf eine Aufarbeitung des Notstandes der Corona- Zeit und ein Anprangern der „weichen“, indirekten Meinungszensur durch Kontensperrungen, Raumentzüge und Löschen von Beiträgen im Internet u.ä.m.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Betonung „deutscher“ Interessen im Rahmen der Europäischen Union und daraus folgend die Ablehnung des deutschen wirtschaftlichen und militärischen Defacto- Krieges mit Russland. Aus dem gleichen Grund (der deutschen Interessen) klagt die AfD die Struktur der EU mit ihrer nicht gewählten Kommission an der Spitze als undemokratisch und zentralistisch an. Eine Kritik an der EU ist tatsächlich bei den anderen Parteien kaum noch vertreten.

Warum eigentlich? Warum wird heute eine zumindest verbale Opposition gegen die autoritären Tendenzen der EU nur noch von national ausgerichteten Parteien vertreten?

Das war mal anders; in den 1990er Jahren führten auch Linke eine breiten Debatte um die „Globalisierung“ und um den neo- / wirtschaftsliberalen Charakter der sich formierenden Europäischen Union. Es lohnt sich, die alten Debatten von damals wieder rauszuholen!

Unsere Veranstaltung soll aus zwei Teilen bestehen: Im ersten Teil wollen wir das Programm der AfD gegen die der anderen etablierten Parteien stellen und auf unsere Thesen abklopfen.

Im zweiten Teil wollen wir den Artikel »Territorialismus und Globalismus. Die beiden neuen »Parteien« in der heutigen Demokratie« vorstellen, veröffentlicht 1999 von Charles Maier, einem Geschichtsprofessor in Harvard.

Um schonmal unsere Fragen anzudeuten: Der Nationalstaat ist nur eine Form eines Staates, der die Souveranität über ein begrenztes Territorium und der darin lebenden Menschen beansprucht. Der Territorialstaat hat sich in der frühen Neuzeit als Fürstenstaat von Gottes Gnaden herausgebildet – die Nationalbewegungen des 19.Jahrhunderts waren auch Versuche, den Territorialstaat auf einer bürgerlich- demokratischen Ebene neu zu legitimieren.
Das, was Maier 1999 schon »Globalismus« nannte (heute als ein »rechter« Kampfbegriff betrachtet), ist die Tendenz der kapitalistischen Gesellschaft, diesen Territorialstaat zu überwinden. D.h. keinesfalls, die Kontrolle von Unternehmen über Territorien aufzugeben, sondern die mit einer Staatsbürgerschaft verknüpften Rechte abzuschaffen.

Was ist unser Ziel oder unsere Vision einer gesellschaftlichen Struktur jenseits des Nationalstaates?

Was ist Demokratie?

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 28.November 2023 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Demokratie ist ein Begriff, der für viele gleichgesetzt wird mit den „guten“ westlichen Werten. Freiheit und Demokratie erscheinen uns oft wie die besten Errungenschaften des vorletzten Jahrhunderts und aktuell ziehen „wir“ sogar mit in den Krieg, um dieses Wunderwesen Demokratie zu verteidigen. Aber: Was ist es denn das, was wir da meinen, verteidigen zu müssen? Hält die Demokratie, so wie wir sie kennen, einer kritischen Prüfung stand? Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff Demokratie „Formen der Herrschaftsorganisation auf der Grundlage der Partizipation bzw. Teilhabe aller an der politischen Willensbildung“, also eine Herrschaft des Volkes. Ausgeklammert bleibt allerdings die Verfügung über die Produktionsmittel und das Privateigentum generell.
Die Gruppe „Gegenstandpunkt“ behauptet jedoch, die Demokratie sei die „perfekte Form der kapitalistischen Herrschaft“. Wir wollen diese beiden Auffassungen von Demokratie einander gegenüberstellen, um im Gegenlicht der einen Auffassung die jeweils andere deutlicher zu erkennen – und ggf. kritisieren zu können. Dazu wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, was denn genau eine Demokratie ausmacht. Sind es tatsächlich die in der Definition bei Wikipedia zu findenden: „… allgemeinen, freien und geheimen Wahlen, die Aufteilung der Staatsgewalt bei Gesetzgebung, Regierung und Rechtsprechung auf voneinander unabhängige Organe (Gewaltenteilung) sowie die Garantie der Grundrechte“? Und wie sieht es dann aus mit der Demokratie, wenn die allgemeinen Grundrechte, wie wir es vor nicht allzu langer Zeit erlebt haben, staatlicherseits einfach suspendiert werden? Kann man dann trotzdem von Demokratie sprechen? Oder kann man der Ansicht des „Gegenstandpunkt“ folgen und sagen, dass die bürgerliche Demokratie sowieso nie dazu gedacht war, eine „Volksherrschaft“ zu ermöglichen, sondern dass sie im Gegenteil nur dazu dient, vordergründig zu suggerieren, dass das Volk ein Mitspracherecht hat, dass es „wir“ sind, deren Wille in Gesetze gegossen wird – während es in Wirklichkeit der Wille ganz anderer ist – und dass die Demokratie auf nahezu perfekte Weise den „schwarzen Peter“ für unliebsame Entscheidungen an diejenigen weiterreicht, deren Willen umzusetzen sie vorgibt? Ist die Demokratie somit lediglich die Legitimationsbasis für die Umsetzung und Anwendung von Herrschaft, die sich so weit vom „Volkswillen“ entfernt aufhält, wie der Proletarier vom „World Economic Forum“?

Der Krieg in Gaza

Diskussion / Austausch zum aktuellen Krieg in Gaza
Dienstag, 5. Dezember 2023 um 19:30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str. 7

Wir möchten Euch anlässlich der aktuellen Geschehnisse in Israel / Gaza zu einer Veranstaltung außerhalb der Reihe einladen, um uns mit euch über die Hintergründe, mögliche Protestformen, aber auch über die Frage, wie dieser Konflikt die Verhältnisse bei uns beeinflusst, z.B. über die dauerhaften Verbote von Demonstrationen, auszutauschen.

Wir haben dafür den ersten Dienstag im Dezember eingeplant.

Graffiti mit dem Bild Laila Khaleds. Sie ist ein führendes Mitglied der Volksfront zur Befreiung Palästinas. Ihr Bild das in den 70er Jahren

Wir werden keinen Vortrag vorbereiten, sondern wollen vorschlagen, über einen Text des (pensionierten) Frankfurter Theologen Hans Christoph Stoodt zu diskutieren. Er stellt in 31 Thesen seine Gedanken zum Hintergrund des Konfliktes dar und wirft zum Schluss die Frage auf, was unsere Ziele und Aufgaben sein sollten.

Hier der Link zu diesem Text:

https://wurfbude.wordpress.com/2023/10/31/die-zweite-nakba-beginnt-was-tun-wir/

Gustave Le Bon: Psychologie der Massen

Buchvorstellung und Diskussion
Dienstag, 29.August 2023 um 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.

Gustave Le Bon, Zitat aus „Psychologie der Massen“

Gustave Le Bon stellt in seinem 1895 erschienenen Werk „Psychologie der Massen“ die Verhaltensweisen von Menschen in Menschenansammlungen dar und gilt als einer der Begründer der Massenpsychologie.

Nach einer Klassifizierung der Massen beschreibt Le Bon das Wesen und die Funktion und Bewertung der Masse, analysiert die Beeinflussbarkeit und Leichtgläubigkeit sowie die Urteile, Handlungen und Überzeugungen der Masse, bevor er die Funktion und den Charakter von Führungsfiguren in Massen darstellt.

Abschließend wollen wir uns in einer Diskussion der Frage nähern, wie man sich als Individuum wie auch in einer demokratischen Gesellschaft vor diesen Mechanismen schützen kann.


Was ist ein gerechter Lohn?

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 25. Juli 2023 im Mieterpavillon,
Friedrich-Naumann-Str. 7 in Hamburg-Heimfeld
Beginn um 19:30 Uhr

In den letzten Jahren steigen mit jeder Krise auch die Preise, vor allem die der für das Überleben notwendigen Güter. Damit einher gehen auch vermehrte Auseinandersetzungen um das Einkommen und seine Verteilung. Die Unternehmer und ihre Handlanger nutzen jede Chance, um mehr Profit aus unserer Arbeit zu pressen. Wenn die Wirtschaft brummt, warnen sie davor, dass jede Lohnerhöhung das zarte Pflänzchen des Wachstums ersticken könne. Und wollen wir unsere Löhne gegen die Inflation verteidigen reden sie gleich von einer drohenden Lohn-Preis-Spirale.

Was können wir dem entgegenhalten?

Aus unserem betrieblichen Alltag kennen wir die nie abflauende Diskussion um Lohn und Gerechtigkeit. Häufig geht es dabei nicht nur um die steigenden Managergehälter und Dividenden, sondern um sich vergrößernde Einkommensunterschiede unter Lohnabhängigen:

  • Der Eine argumentiert mit seiner herausragenden Qualifikation und Leistungsbereitschaft. Immerhin habe er sich auf die Zehenspitzen gestellt und ein abgeschlossenes Studium der Kommunikationswissenschaften.
  • Die Andere fordert mehr Geld und Anerkennung für ihre verantwortungsvolle Arbeit. Immerhin arbeite sie mit Kindern und sei gut ausgebildet.
  • Oder wir weisen auf die gefährliche Arbeit hin oder wie sie unseren Körper ruiniert. Das müsse sich auch im Lohn wiederspiegeln.

Aber wohin führen uns diese Debatten? Kann man einen gerechten Lohn herbeiargumentieren, ohne wiederum die Konkurrenz untereinander zu fördern – also die Konkurrenz unter uns Arbeitern? Wie können wir den Kampf um unser Auskommen führen, ohne noch weiter in die Abhängigkeit von Leistungsdruck und Ausbeutung zu geraten?

Diesen Fragestellungen wollen wir uns mit dem Text „Lohn, Preis, Profit“ von Karl Marx annähern.

Geschrieben für einen Kongress 1865 in einer Zeit in der man von einer Epidemie von Streiks für Lohnsteigerungen sprach.

Wir wollen Begriffe aus der Marxistischen Diskussion einführen und versuchen, auf ihren Nutzen für unsere heutige Debatte zu prüfen. Was versteht Marx unter Profit und Mehrwert? Was ist für ihn der Unterschied zwischen dem Wert der Arbeitskraft und dem Wert der Arbeit? Und führen steigende Löhne auch zu steigenden Preisen und Inflation?

Schon damals etwa schrieb Marx über Zeiten der Entwertung des Geldes:

»Alle bisherige Geschichte beweist, daß, wann immer eine solche Entwertung des Geldes vor sich geht, die Kapitalisten sich diese Gelegenheit, den Arbeiter übers Ohr zu hauen, nicht entgehen lassen«

Aber mit Gerechtigkeit im Lohnsystem brauchte man Marx nicht kommen: »Statt des konservativen Mottos „Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!“ sollten sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: „Nieder mit dem Lohnsystem!“«

Den Marx-Text könnt ihr euch hier gerne vorher anschauen:
www.mlwerke.de/me/me16/me16_101.htm

Wenn das Leitungswasser brennt…: Fracking-Gas aus den USA

Laien’s Dok Film-Abend
Freitag, 13.Januar 2023
19.30 Uhr
Kulturverein Alles Wird Schön
Friedrich- Naumann- Straße 27

Durch Fracking gefördertes Gas ist „in“. Allen grünen Lippenbekenntnissen zum Trotz wird gerade die umweltschädlichste Art und Weise der Öl- und Gasgewinnung gefördert – der „Sieg über Russland“ hat Priorität. Die grüne Basis wird beruhigt, dass nun der Übergang zum „post-fossilen Zeitalter“ endgültig eingeleitet sei. Der tatsächliche Ausbau der fossilen Infrastruktur (Flüssiggasterminals und Pipelines) wird dementsprechend mit der Illusion legitimiert, sie sei ohne Probleme auf den zukünftigen Energieträger Wasserstoff umrüstbar.
(Wasserstoff-Pipeline H2Med: Etikettenschwindel. Telepolis, 12.12.2022
https://www.heise.de/tp/features/Wasserstoff-Pipeline-H2Med-Etikettenschwindel-7373248.html?seite=all )

Genauso befördert, unbeachtet von der Öffentlichkeit, die rot-grüne Bundesregierung durch ihre Förderung von Flüssiggas tatsächlich die reale Plastikproduktion, während sie Trinkhalme und Plastiktüten verbietet…:

US-Fracking fördert einen europäischen Plastikboom
National Geographic. 29.03.2021
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2021/03/us-fracking-foerdert-einen-europaeischen-plastikboom

Die Chancen stehen mittlerweile gut, dass die Bundesregierung auch hierzulande (vor allem in Niedersachsen) das Fracking erlauben wird, nachdem es nach großen Protesten vor einigen Jahren verboten worden war. „Wir“ haben ja schließlich strengere Umweltauflagen als die USA… Die Bilanz der Förderung von Öl und Gas durch Fracking dabei ist verheerend: vergiftetes Trinkwasser, verpestete Luft, zerstörte Landschaft.

Wir wollen uns zu diesem Thema mit einem der eindrucksvollsten Umweltfilme der jüngeren Zeit nähern, der ökologischen Katastrophen in den USA beschreibt und wie diese von einem Kartell aus Behörden und Unternehmen unter dem Deckel gehalten werden.

Der Spagat. Der „heiße Herbst“ von links zwischen politischer Anpassung und sozialpolitischen Forderungen

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 29.November 2022, 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich-Naumann-Str.7

Im Sommer wurde von der Regierung und den Medien unisono vor einem „heißen Herbst“ gewarnt. Es wurden einerseits die „berechtigten Ängste und Sorgen“ breiter Bevölkerungsschichten angesichts einer galoppierenden Inflation hervorgehoben. Andererseits wurde gewarnt, dass politische Gruppierungen den Unmut aufgreifen und den Staat an sich „delegitimieren“ könnten. Die Richtung war damit vorgegeben: Forderungen nach sozialpolitischer Abfederung der Krisenfolgen sind legitim, während eine Infragestellung der staatlichen Politik inakzeptabel ist und sanktioniert wird: Die Beobachtung von sog. „Delegitimierern“ durch den Verfassungsschutz soll alle, die im Staatsdienst oder nahestehenden Institutionen arbeiten / arbeiten wollen, einschüchtern. Allen anderen hatte Kanzler Olli Scholz mitzuteilen, dass Niemand die Absicht habe, die Bundeswehr gegen Protestler einzusetzen

Sehr spät haben linke und liberale Gruppen angefangen, Protestkundgebungen zu organisieren – vor allem, um zu zeigen, dass es nicht nur „rechte“ Antworten auf die Krise gebe.

Ein „heißer Herbst“ ist bislang ausgeblieben; zum einen gibt es vor allem in Ostdeutschland seit den Protesten gegen die Coronapolitik des Staates eine Kontinuität von wöchentlichen Spaziergängen und Kundgebungen. Es ist bemerkenswert, dass sie über so lange Zeit regelmäßig und vor allem in vielen kleineren Städten und Orten stattfinden. Die Teilnehmerzahl hat sich nach einem Höhepunkt am 3.Oktober in etwa eingependelt, sie ist stabil oder stagniert, je nach Blickwinkel.

Zum anderen haben linke und liberale Gruppierungen mit relativ großem Aufwand auf zentrale Kundgebungen in Großstädten gesetzt. Die Resonanz hier ist eher bescheiden: In Hamburg folgten am 29.10. etwa 2000 Menschen dem Aufruf eines Bündnisses „Solidarisch aus der Krise“. Bei 70 (!) aufrufenden Organisationen von Gewerkschaften bis nahezu allen örtlichen linken Gruppierungen spricht das nicht dafür, dass diese Organisationen außerhalb ihres eigenen unmittelbaren Organisationszusammenhanges Menschen mobilisieren konnten.

Hier wie da zeichnen sich die Proteste bislang dadurch aus, dass sie vor allem Forderungen an den Staat formulieren, dass sie reine Straßenproteste sind und keine Formen sozialen Widerstandes in Betrieben oder in der Stadt widerspiegeln. Weder die einen noch die anderen richten sich nach außen und rufen zu sozialer Organisierung auf. Anders als in Ländern wie Italien, Frankreich, Großbritannien, Griechenland… gab es hier noch keine größeren Streiks und sozialen Proteste. Warum nicht?

Warum ist das so? Wo finden wir uns wieder? Was wäre unserer Meinung nach wichtig, zu tun?

Wir wollen uns zunächst die ganze Spannbreite der Reaktionen auf die aktuelle politische und soziale Krise anschauen. Wir beginnen mit den Forderungskatalogen verschiedener im weitesten Sinne linker Kampagnen. Diese sind überwiegend auf sozialpolitische Forderungen wie staatliche Einmalzahlungen, Einkommensverbesserungen für Bezieher staatlicher Transferleistungen, Deckelung der Preise für die Grundbedürfnisse und eine staatliche Finanzierung der „öffentlichen Daseinsvorsorge“ fokussiert. Wir wollen schauen, ob dort in sich schlüssige Konzepte formuliert werden.

Auf der anderen Seite des Spektrums steht die AfD, die sich gegen die deutsche Kriegsbeteiligung als wesentliche Ursache der wirtschaftlichen und sozialen Krise ausspricht, gleichzeitig aber für eine äußerst restriktive Sozialpolitik plädiert.
Siehe Beitrag der ehemaligen Junge Welt – Redakteurin Susan Bonath: „Alternative Zwangsarbeit“:

Dann wollen wir skizzieren, was die sozialpolitischen Kernelemente der staatlichen „Schutzschirme“, „Entlastungspakete“ und der diverses „Wumms!“- Maßnahmen ausmacht.

Im letzten Teil kommen wir auf die Frage zurück, was uns wichtig wäre.
Folgendes Flugblatt vom Jour Fixe der Gewerkschaftslinken führt einige Fragen auf:

Inhaltlich könnte sich eine Diskussion um Perspektiven daran anknüpfen, dass die Weltwirtschaft mit ihrer neoliberalen Börsen- und Finanzwirtschaft offensichtlich an ihr Ende kommt. Vielerorts ertönt mehr oder minder zaghaft der Ruf nach „Verstaatlichung“ oder „Vergesellschaftung“ einzelner Wirtschaftszweige. Je nach Krisenkonjunktur die Gesundheitsbranche, Energiewirtschaft oder Lebensmittelindustrie. Von der Politik aufgenommen wird seit der Finanzkrise 2008 der Ruf nach Verstaatlichung – allerdings nur in einer Form, die die angehäuften Schulden dem Staat aufbürdet und ohne eine auch nur ansatzweise Änderung der Wirtschaftsweise.

Zu dem Dilemma einer „Verstaatlichung“ siehe: „Verstaatlichung – verworfen, gefordert, umgesetzt und nun?“

Die Forderung nach einer „Vergesellschaftung“ geht wesentlich weiter, allerdings fußt sie bislang leider nicht auf realen Kämpfen. Das ist das große Manko; wenn wir uns in der Geschichte bewegen, hat die politische Parole der russischen Bolschewiki „Alle Macht den Räten!“ nur wirken können, weil in der (gescheiterten) Revolution 1905 in vielen Fabriken und Städten Räte als Organisationsform entstanden sind. Als Kampagne ohne diese tatsächliche Entwicklung hätte sie kaum ihre Wirkung entfalten können!

Wir können sich noch zu entwickelnde Organisationsformen nicht vorwegnehmen, aber wir können diskutieren, vor welchen Problemen wir stehen und in welcher Richtung eine Perspektive liegen könnte!

Brief aus Griechenland: »Das staatliche Management der Pandemie ist die verstärkte Fortsetzung der zehnjährigen Politik der „Memoranden“ unter einem anderen Namen«

Vor kurzem gekamen wir sehr überraschend eine nette Zuschrift aus Griechenland, von einer Gruppe namens TPTG ( https://againstbiopowerandconfinement.noblogs.org/ ). Sie sind über Umwege auf einige unserer Gedanken gestoßen, die sie teilen.
Sie sind, so schreiben sie, eine kleine Gruppe, die seit etwa 30 Jahren existiert und unregelmäßig eine theoretische Zeitschrift herausgibt. 2015 haben sie nach dem 3. Memorandum der damaligen linken Syriza-Regierung eine Versammlung von Arbeitern und Arbeitslosen mitgegründet. 2020, während der Corona- Pandemie, sind sie in einer »Versammlung gegen Biomacht und Einsperrung« aktiv. Sie ordnen sich dem antiautoritären / kommunistischen Milieu zu und haben keinerlei Beziehungen zu Parteien oder offiziellen Organisationen.

Sie haben uns zwei Texte auf Englisch zugeschickt, die wir nun auf Deutsch übersetzt haben:

1) »Das staatliche Management der Pandemie ist die verstärkte Fortsetzung der zehnjährigen Politik der „Memoranden“ unter einem anderen Namen« (download)

Dies ist eine Broschüre, die im November 2020 geschrieben wurde und sich vor allem mit der ersten Phase der staatlichen Coronapolitik beschäftigt. Im Text wird versucht, die Folgen der staatlichen Politik von Ausgangssperren, Einschluss und Lockdowns für Klassenkämpfe zu analysieren.

Original: https://againstbiopowerandconfinement.noblogs.org/post/2022/04/26/the-state-management-of-the-pandemic-is-the-enhanced-continuation-of-the-ten-year-long-policy-of-the-memoranda-under-a-different-name/

2) Der Impfstoff und seine vielfältigen (praktischen und ideologischen)
Verwendungen – download
Dies ist der Titel eines Flugblatts vom Januar 2022. Es wurde im Herbst und Winter bei öffentlichen Protesten verteilt, die von ungeimpften und deshalb von der Arbeit freigestellten Angestellten im Gesundheitswesen organisiert worden waren – und auch bei generellen Protesten gegen die Umstrukturierung des griechischen Gesundheitswesens. In ihm wird sich auf die zweite Phase der staatlichen Krankheitsverwaltung konzentriert, als der Staat die Verpflichtung zur Impfung zur wichtigsten Waffe gegen die Arbeiterklasse machte.

Ihre Überlegungen beziehen sich nicht nur auf den totalitären Charakter der staatlichen Maßnahmen, sondern verbinden dies mit einer Analyse, wie die staatliche Disziplinierung den systematischen Angriff auf die Löhne, sowohl direkt als auch indirekt (Gesundheit, Bildung), die Umstrukturierung der Gesundheitsindustrie usw. extrem erleichterte. Also ein Ansatz, der in Deutschland sehr sehr unterbelichtet ist! Sie schreiben allerdings, dass dieser Ansatz auch in Griechenland sehr minderheitlich vertreten wird; die Proteste in den Gesundheitseinrichtungen gegen die Impfpflicht haben sich auch dort (wie hier) vor allem mit Verweis auf das persönliche Entscheidungsrecht und auf mögliche gesundheitliche Folgen der Impfung legitimiert, statt den Zusammenhang zur Gesundheitspolitik zu ziehen.

Original: https://againstbiopowerandconfinement.noblogs.org/post/2022/07/29/the-vaccine-and-its-multiple-practical-ideological-uses/

Eine Bemerkung noch: Der Begriff „Memorandum“ bezieht sich auf die Bedingungen, unter denen dem griechischen Staat nach 2010 neue Kredite zur Verfügung gestellt wurden, d.h. tiefgreifende soziale Verheerungen, die vor allem von der deutschen Regierung unter Merkel und Schäuble durchgesetzt wurden:

Die Bedingungen für das Kreditprogramm wurden in drei Dokumenten geregelt: dem »Memorandum of Understanding on Specific Economic Policy Conditionality«, das unter anderem den Zeitplan der Umsetzung der Reformen enthielt; dem »Memorandum of Economic and Financial Policies«, das unter anderem die von der griechischen Regierung vorgeschlagenen Ziele des wirtschaftlichen Reformprogramms enthielt; und das »Technical Memorandum of Understanding«, das Erläuterungen und anzuwendende Methoden auflistete. Allein in den Bereichen Arbeitsmarkt, Soziales und Rente hinterließen die Auflagen der »Memoranden« tiefe Spuren. Einige der sehr umstrittenen Maßnahmen waren bereits vorher von der Regierung Papandreou angekündigt worden.

Klatschen für die Energiekonzerne!

„Statt zu zahlen: Lasst uns abends für die Energiekonzerne klatschen – für das Pflegepersonal hat das ja auch gereicht!“

Diskussionsveranstaltung
Dienstag, 30.August 2022, 19.30 Uhr
Mieterpavillon, Friedrich- Naumann- Str.7

deutsch-russische Pipeline Druschba: Freundschaft war einmal…

Frieren für den „Sieg gegen Russland“, Waschlappen statt Dusche, Fahrrad statt Auto…





Was erleben wir gerade?
Eine Kriegswirtschaft mit „geistig- moralischer Wende“? Internationale Machtpolitik? Eine gezielte Verarmungspolitik? Die grüne Energiewende?

Die Tage werden kürzer, der Sommer neigt sich dem Ende entgegen, die Energiepreise explodieren und wir werden auf den ersten „Kriegswinter“ seit 1945 eingeschworen…
Proteste werden von der rot-grün-gelben Regierung erwartet und vorsorglich schonmal gewarnt, dass sie sicherlich von „rechts“ dominiert sein werden. Akzeptabel sei die Angst vor sozialen Härten, aber ein Infragestellen des Handelns der Regierung verfolge eine unzulässige „Delegitimierung des Staates“.
Um in den kommenden Auseinandersetzungen Positionen vertreten zu können und nicht in die aufgestellten Fallen zu tappen, haben wir uns verschiedene Aspekte der sog. „Gaskrise“ angeschaut und wollen mit euch darüber diskutieren:

1. Was ist eigentlich der Kern des Konfliktes um Gaslieferung zwischen Russland und der EU?

2. Wozu dienen die Sanktionen gegen Russland?

3. Sind die hohen Energiepreise die Grundvoraussetzung für eine „Grüne Energiewende“?

4. Welche politischen Positionen zur ganzen Energieproblematik gibt es bislang? Können wir uns da wiederfinden? Welche eigenen Positionen haben wir?


Den Text zur Diskussion findet ihr hier: